Donnerstag, 13. Mai 2010

Tage wie dieser

  • Tag: 12
  • Etappe: Bad Sulza - Tonndorf
  • Tagesdistanz: 76,52 km
  • Höhendifferenz: 258 Meter (Höhe von 92 Meter bis 146 Meter)
  • Gesamtanstieg: 820 Meter
  • Gesamtabstieg: 654 Meter
  • Kalorienverbrauch: 2102 kcal

Ab jetzt wird Deutschland hügelig? Ab jetzt wird Deutschland hochalpin! ;-) Wollte ich in Magdeburg noch die Welt umrunden? Nun weint sie schon mit mir um die Wette, diese Kugel mit den vielen Bergen oben drauf.



An einem Tag, den man locker als Motivationstief bezeichnen kann, habe ich mich zwischen Apolda und Weimar auf der Bundesstraße kilometerlang im kleinsten Gang von einer Haltebucht zur nächsten vorgetastet. Schaut euch den hübschen Umweg an, den mir mein fürsorgliches Navi dort eingebaut hat, um mich für den Rennsteig zu trainieren. Eigentlich bin ich einen Track gefahren, den ich mir bei Gpsies heruntergeladen hatte und der immer schön brav an der Ilm langgehen sollte. Offenbar hat der Garmin hier aber mal wieder kreativ interpretiert. Er wies mich kurz darauf hin, dass er die Strecke verkürzt hätte. Schön gesagt und vor allem absoluter Schwachsinn.

Endlich in Weimar angekommen, hatte ich die Ilm wieder fest im Blick. An Goethes Gartenhaus vorbeiradelnd, überlegte ich mir, wie die Pferde wohl früher gelitten haben, wenn der große Denker mal einen Sonntagsausflug nach Apolda machen wollte.



Und dann kam mal wieder eine Umleitung. Wie soll man bitte den Weg finden, wenn die Schilder lustig durch den Weg wehen?



Nach mehreren vergeblichen Versuchen flirtete ich so lange mit den Bauarbeitern, bis sie mich durch die Baustelle fahren ließen. Ich steckte kurz zwischen Bulldozer und Bauzaun fest, wurde durch kleinere Umbaumaßnahmen aber wieder befreit. Nutzte aber alles nichts: Irgendwann war ich wieder auf einem Berg und zwar im Park vom Schloss Belvedere.



Dort irrte ich die nächste Stunde wie schon so oft im Kreis herum und suhlte mich und das arme Rad in Schlamm und Mitleid.

Die Beine krampften, mir war schwindelig und ich wollte nur noch nach Kranichfeld, wo es eine ganz nette Pension geben sollte. Richtig wäre gewesen: gegeben haben sollte. Denn ich stand verzweifelt vor verrammelten Türen. Durchs Fenster konnte ich ein Schild "Wegen Krankheit geschlossen" erahnen. Aber auch das schien nicht mehr ganz taufrisch.

Der nahende Feiertag machte alles noch schlimmer. Keine Unterkunft weit und breit zu finden. Und so schwang ich mich wieder auf´s Rad und fuhr fünf Kilometer, natürlich bergauf, zurück bis Tonndorf, wo ich zwar noch ein Bett, aber nichts mehr zu essen bekam. Unterwegs hat mich ein Ausflug zur Tanke noch kurz aufgeheitert: Ich als bekennende Waschstraßenfetischistin habe mein Schmutzrad mit einem Hochdruckreiniger geduscht. Hui, das macht Spaß.

Ich glaube, ich brauche dringend seelischen Beistand. Suche mir schon Bezugspersonattrappen, aber das hilft nur bedingt.



Wie gut, dass morgen Martin kommt. Meine persönliche Energietankstelle. Noch einmal Radeln und dann kommen zwei Tage Regeneration. Yppieh. Mehr von mir gibt es dann am Sonntag.

3 Kommentare:

  1. Och Mensch - wärst du ein paar 100 Kilometer weiter westlich geradelt statt durch den wilden Osten, hättest du bei mir Bett, Essen und eine heiße Dusche bekommen. Und dein Rad hätt' ich auch noch irgendwie sauber bekommen ;-)

    Liebe Kerstin, deinen Blog zu lesen ist wie ein Ausflug in eine andere Welt :-) jetzt bist du nicht nur in Sachen Phönix-aus-der-Asche, sondern auch sportlich gesehen mein Vorbild.

    Ich hoffe du hast den Tag heute gut rumgekriegt (d.h. rumgeradelt *g*), und die Energietankstelle ist jetzt bei dir.

    Wünsch dir zwei wunderschöne Tage!


    LG, Stefanie

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  2. Liebe Kerstin,
    vermutlich hast du heute, an deinem Ruhetag, ganz andere Sachen im Kopf. Falls du aber in der nächsten Woche durch Regensburg kommst, solltest du an der Steinernen Brücke die MEA Cafébar (bei hoffentlich bestem Wetter) heimsuchen (Am Brückenbasar 6). Die haben einen ausgezeichnenten Cappu - sehr aufbauend... Komm gut wieder in die Gänge, alles liebe. Albert

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  3. Liebe Kerstin, ich hoffe, du konntest inzwischen ein bisschen Energie tanken ;-)

    Lass dich vom deutschen Mittelgebirge nicht verzagen (könnte Goethe das so gesagt haben?) - die kleinen Herausforderungen geben dem Ganzen doch erst das nötige Maggi.

    Outback wär schlimmer.

    Bis Sonntag, geniess die Pause!

    lg aus Känguruland,
    Astrid

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Ich freue mich über eure Kommentare. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich, um Spam zu vermeiden, diese vor ihrer Veröffentlichung überprüfen werde. Wenn die Tagesdistanz nicht allzu lang geworden ist, sollte das im Laufe eines Tages geschehen. Vielen Dank für eure Geduld.