•Etappe:Bad Windsheim - Dinkelsbühl
•Tagesdistanz: 98,93 km
•Höhendifferenz: 255 Meter (Höhe von 272 Meter bis 527 Meter)
•Gesamtanstieg: 792 Meter
•Gesamtabstieg: 629 Meter
•Kalorienverbrauch: 2331 kcal
Habt ihr heute den Überschallknall gehört? Zumindest meine Leser in Bayern sollten taub davon sein. Denn ich bin im Tiefflug durchs Frankenland gedonnert. Anfangs noch vom Gegenwind ausgebremst, nahm ich ab Rothenburg ob der Tauber richtig Fahrt auf. Romantik verleiht Flügel. Und dabei meine ich ausnahmsweise nicht mein Herzklopfen, wenn ich an Tirol denke. Ich meine vor allem diesen Radweg, dem ich nun bis nach Füssen folgen werde: die romantische Straße.
Schön ist es in Rothenburg. Fast kitschig idyllisch.
So idyllisch, dass ich es getan habe: Ich habe gerastet. Keine Riegel, keine Gele, dafür Suppe. Sensationell! Das fanden offenbar auch die Japaner, die die struzzofarbene Radlerin am Caféhaus-Tisch wohl für einen seltenen Koi im Aquarium hielten.
Eigentlich waren sie aber auf diese Teile hier scharf: Schneeballen, eine Rothenburger Spezialität, die bei einstelligen Temperaturen heute durchaus ins Bild passten.
Dumm gelaufen, denn der Schneeballen, den ich in meinen Satteltaschen versenkt hatte, ist offenbar weggetaut, als die Sonne raus kam. Anders kann ich mir nicht erklären, wo ich das Leckerli mal wieder verbummelt habe.
Wäre eh nur für den hohlen Zahn gewesen, denn nach meinem Fastentag in Bad Windsheim brauchte ich handfeste Geschichten. Man hatte wohl schon gehört, dass ich auf Wildschweinjagd bin, und hatte zur Verbesserung der radtouristischen Infrastruktur bereits die entsprechende Beschilderung montiert.
Selbst das hätte mir heute aber nicht die Laune verdorben. Denn trotz des Regens versuchte ich mich noch an gotteslästerlichen Kreuzigungsfotos. Klappte nicht ganz, denn sogar ich bin zu klein fürs Andreaskreuz.
Es sorgt aber auch für verdammt gute Stimmung, wenn man, statt mit 10 km/h gegen Windböen anzustrampeln mit fast 30 über die Hügel fliegt. Der Radführer warnte vor der Frankenhöhe, aber ich habe gar nichts gemerkt?! Gesehen habe ich die Hügel, gespürt habe ich sie kaum.
Ganz flach war die Landschaft nicht, aber bis zur Mittagspause waren die Steigungen wirklich sanft. Später gab es dann doch schon ab und an ein steiles Stück, das ich aber inzwischen souverän bewältige. Ich denke, ich bin zur Bergziege mutiert.
Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass Berge auf Fernradwegen niemals so schlimm sein werden, wie die, die mir mein Navi gern serviert. Zum ersten Mal habe ich mich kein einziges Mal verfahren. Denn für die romantische Straße besitze ich eine echte Karte. So aus Papier und mit Wegbschreibungen und so. "Fahren Sie hinter der Brücke links bis zur nächsten T-Kreuzung. Und Achtung: Die Beschilderung ist an dieser Stelle verwirrend." So klappt es auch mit der Pfadfinderei und das Navi gibt zusätzliche Orientierung.
Noch einen Trick habe ich heute angewendet, basierend auf einer etwas überholten Theorie von Martin: Begebe dich nie in die Hände eines Einzelnen, sondern verteile alles schön gleichmäßig auf viele Schultern, dann wirst du weniger enttäuscht. Und so habe ich heute meinen Garmin ausgespielt und zwar mit einem Konkurrenten aus der eigenen Familie: meinem Forerunner 305. Primitiver als der Colorado, beherrscht dieses Ding, das mich normaler Weise beim Laufen begleitet, nur eine Wurmnavigation. Das ist kein Zeichen für eine niedere Lebensform, sondern bedeutet nur, dass der Forerunner über keine Karten verfügt. Du lädst die Strecke hoch, die ein anderer schon mal gefahren ist, und siehst einzig einen Strich, dem du dann akribisch folgst. Der Vorteil dieses primitiven Wesens: Es denkt nicht mit und verändert nicht eigenmächtig meine Strecke. Zwei Nachteile gibt es noch: Da wenige Menschen länger als vier Stunden und mehr als 100 km laufen, gehen beim Forerunner nach diesen Distanzen die Lichter aus. Aber immerhin kann er so den Vormittag retten.
Dennoch: Nur diese Vertreter der Gattung gingen mir ins Netz und ich fürchte, dass die stahlharten Tierchen Sodbrennen verursachen.
Selbst das hätte mir heute aber nicht die Laune verdorben. Denn trotz des Regens versuchte ich mich noch an gotteslästerlichen Kreuzigungsfotos. Klappte nicht ganz, denn sogar ich bin zu klein fürs Andreaskreuz.
Es sorgt aber auch für verdammt gute Stimmung, wenn man, statt mit 10 km/h gegen Windböen anzustrampeln mit fast 30 über die Hügel fliegt. Der Radführer warnte vor der Frankenhöhe, aber ich habe gar nichts gemerkt?! Gesehen habe ich die Hügel, gespürt habe ich sie kaum.
Ganz flach war die Landschaft nicht, aber bis zur Mittagspause waren die Steigungen wirklich sanft. Später gab es dann doch schon ab und an ein steiles Stück, das ich aber inzwischen souverän bewältige. Ich denke, ich bin zur Bergziege mutiert.
Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass Berge auf Fernradwegen niemals so schlimm sein werden, wie die, die mir mein Navi gern serviert. Zum ersten Mal habe ich mich kein einziges Mal verfahren. Denn für die romantische Straße besitze ich eine echte Karte. So aus Papier und mit Wegbschreibungen und so. "Fahren Sie hinter der Brücke links bis zur nächsten T-Kreuzung. Und Achtung: Die Beschilderung ist an dieser Stelle verwirrend." So klappt es auch mit der Pfadfinderei und das Navi gibt zusätzliche Orientierung.
Noch einen Trick habe ich heute angewendet, basierend auf einer etwas überholten Theorie von Martin: Begebe dich nie in die Hände eines Einzelnen, sondern verteile alles schön gleichmäßig auf viele Schultern, dann wirst du weniger enttäuscht. Und so habe ich heute meinen Garmin ausgespielt und zwar mit einem Konkurrenten aus der eigenen Familie: meinem Forerunner 305. Primitiver als der Colorado, beherrscht dieses Ding, das mich normaler Weise beim Laufen begleitet, nur eine Wurmnavigation. Das ist kein Zeichen für eine niedere Lebensform, sondern bedeutet nur, dass der Forerunner über keine Karten verfügt. Du lädst die Strecke hoch, die ein anderer schon mal gefahren ist, und siehst einzig einen Strich, dem du dann akribisch folgst. Der Vorteil dieses primitiven Wesens: Es denkt nicht mit und verändert nicht eigenmächtig meine Strecke. Zwei Nachteile gibt es noch: Da wenige Menschen länger als vier Stunden und mehr als 100 km laufen, gehen beim Forerunner nach diesen Distanzen die Lichter aus. Aber immerhin kann er so den Vormittag retten.
Wenn im Wald auf einmal die Warnschilder durchs Grün leuchten, helfen aber auch zwei Garmins nicht. Könnten die Waldarbeiter nicht wenigstens eine Umleitung ausschildern, statt nur wüste Drohungen auszusprechen? Kurz dachte ich noch, dass ja hier niemand von Radfahrern spricht, aber dann war mir doch nicht nach Harakiri.
So ganz ohne Katastrophen sollte es dann eben auch nicht gehen. Irgendwann habe ich das Unterholz wieder verlassen. Fragt mich nicht, wann und wie. Dabei habe ich doch sowieso schon ein Hänsel und Gretel-Trauma und hasse es, mich allein in die Büsche zu schlagen. Was mache ich denn, wenn der Förster schon schläft und die böse Hexe hinter der nächsten Ecke lauert?
Immerhin muss ich nicht in der Nacht fahren. Ganz anders als der nette ältere Herr, dessen Geschichte ich beim Abendessen zufällig am Nachbartisch belauschte: Vor 50 Jahren ist er mit dem Rad von Thun bis Würzburg gefahren und auf dem Rückweg ging ihm in Stuttgart die Kohle aus. Er hatte keine Wahl: Morgens um 8 Uhr fuhr er los und war am nächsten Morgen gegen Vier wieder daheim. Mehr als 350 Kilometer in einem Stück. Verrückte hat es schon immer gegeben.
Nun zeigt er seiner Frau Dinkelsbühl, das ihm damals so gut gefallen hat. Recht hat er. Hübsch ist es hier. Und so romantisch.
Danke für den Seitenhieb, begehrtes Straussenmädchen ;-) Da ich auf meine alten Tage ja nun endlich das perfekte All-in-One-Paket gefunden habe, muss ich nunmehr nicht länger auf touristisches "Schultersplitting" setzen – und kann meine bewährten Hansi-Hinterseer-Fellstiefel an folgende Generationen weitergeben. Stehe aber unglaublich drauf, wenn frau mich für meine selektive Zuneigung gelegentlich mit Rothenburger Schneeballen belohnt!! KUSS
AntwortenLöschenHallo Kerstin,
AntwortenLöschenkurz: ich liebe deinen Blog! Ein Fan von deinem Schreibstil war ich immer schon, dass du aber so schöne Geschichten erzählen kannst, wusste ich nicht. Weiter so und bitte nicht sooo schnell nach Tirol radeln, ich will doch noch viel von dir und deinen Abenteuern lesen!
Fehlst mir... Freu mich aber sehr, dass es dir jetzt richtig gut geht :-)
Liebe Grüße,
Manu
Ich schliess mich da gleich an ... mach mal ein bisschen mehr Rast hier und da, und erzähl weiter so schöne Radl-Geschichten - der Martin wartet sicher zu Gunsten deiner Fangemeinde noch ein paar Tage. Oder? ;-)
AntwortenLöschenAntipodische Grüsse
Astrid
Liebe Kerstin,
AntwortenLöschenKilometer, Kilokalorien, gefühlte Höhenkilometer... ich bin schwer beeindruckt. Ich wünsch dir nur noch Sonne, Sonne, Sonne auf dem restlchen Weg nach Imst. Da du meinen Capputipp in Regensburg verschmäht hast, hier ein zweiter Versuch: Falls du in Ulm Station machst - HOTEL “SCHIEFES HAUS”, Schwörhausgasse 6,
Tel.: 0731 96793-0.
Ein liebes hola aus den spanischen Pyrenäen, wo ich gerade meine heiß gelaufenen Füße pflege....
A.