Freitag, 7. Mai 2010

Reaktante Radlerinnen riechen riesige Russpartikel

  • Tag: 7
  • Etappe: Wittenberge - Tangermünde
  • Tagesdistanz: 86,29 km
  • Höhendifferenz: 79 Meter (Höhe von 22 Meter bis 102 Meter)
  • Gesamtanstieg: 171 Meter
  • Gesamtabstieg: 219 Meter
  • Kalorienverbrauch: 974 kcal

    Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Königin der Reaktanz? Kerstin ist es. Alternativ könnte hier auch Martin stehen, aber der ist ja keine Königin. ;-) Wir beide verfügen über diese Unart, immer genau das Gegenteil zu von dem zu tun, was man von uns erwartet. An der selben Krankheit zu leiden, hat übrigens durchaus Charme: Wir bringen immer ziemlich viel Verständnis für die absurden Ideen des anderen auf und so unterstützt er mich auch ganz wunderbar auf dieser Tour, ist bei mir, hält mich und trägt mich über die Berge mit seiner Energie und seinem Glauben an mich. Dafür bin ich jeden Tag sehr dankbar.

    Mit dem Rad unterwegs wäre es allerdings ab und an durchaus hilfreich, sich an das zu halten, was andere sagen. So hat sich die Brigitte-Redaktion sicher etwas dabei gedacht, wenn sie große Bögen durch unendlich viele Dörfer einplant, statt geradewegs und geradeaus an der Elbe lang zu fahren. Zum Beispiel könnten sie sich dabei gedacht haben, dass es verdammt uncool ist bei Regen (und sogar bei Sonnenschein) über stark befahrene Bundesstraßen zu radeln. Leider nur hält mich das nicht davon ab, es TROTZDEM auszuprobieren. Und dann endet der Radweg, der vorher wenigstens noch vorhanden war, auf einmal im Nichts und ich rase zwischen all den Autos gefühlt um mein Leben . Regen, Raser, Riesenärger. Das einzig positive daran: Zur Ablenkung sagte ich diverse Zungenbrecher auf und kam von Fischers Fritze bald zur reaktanten Radlerin, was uns unsere heutige Überschrift bescherte.

    Bereits der Morgen begrüßte mich mit einer bösen Überraschung: Das Bike stand wie ein begossener Pudel im nicht überdachten Innenhof und hatte so gar keine Lust, auf die Strecke zu gehen. Die Bremsen schliffen, die Luft war ihm auch ein wenig ausgegangen. Hatte es sich doch gestern gemeinsam mit dem Fahrradständer auf den Boden geworfen vor Erschöpfung und diese Protestaktion nach 104 Kilometern offenbar mit einer Acht bezahlt. Und so führte mich mein erster Weg nicht auf den Elberadweg, sondern zu diesem Rad-Doktor, der ganz ohne Wartezeit das arme kranke Stahlross wieder gesund machte.


Bis Havelberg ging das auch alles ganz gut. Wir blieben immer schön auf dem Elbdeich.




Ich musste mich endlich nicht mit dem Navi herumärgern, weil es selbst einer Frau gelingt, einem Flussverlauf zu folgen. Dem Regen trotzte ich mit diesem Song auf den Ohren und die Schafe machten im Takt ihr Määääh dazu.










Ich bewunderte die Landschaft und diverse Schleusen. Wie gut, dass ich einen Kettennieter dabei habe. Es gäbe ja eine gewaltige Flutwelle, wenn das Teil reißt.







Und dann wollte ich mal schnell abkürzen. Mein Ehrgeiz hatte mir den Floh ins Ohr gesetzt, dass ich es doch heute bereits bis Magdeburg schaffen könnte. Denn die Altmark ist flach wie ein Brett. Ein Schicksal, für das ich sie aus meiner eigenen Erfahrung heraus, normaler Weise bedauern würde. Miep, miep. ;-) Leider war mein Traumziel dennoch nicht zu erreichen. Eine neue Lernaufgabe auf meiner Tour: Ich kann wollen, was ich will. Meine Pläne interessieren niemanden. Da nutzt alles Festbeißen nichts: Wenn es regnet und stürmt oder der Weg steiler ist als erwartet, dann klappt es eben nicht mit dem Etappenziel. Und so rochen reaktante Radlerinnen zur Strafe riesige Russpartikel. Bis sie sich die Niederlage eingestanden und in Tangermünde, das nicht ganz so hässlich ist, wie es zunächst wirkte, ein Zimmer suchten.







Immerhin sind sie hier voll auf Radler eingestellt. Sogar einen eigenen Proteinriegel haben sie dafür kreiert.




Noch kurz bei der Feuerwehr vorbei und das Wasser aus den Packtaschen pumpen lassen und ab ins Bett.





Morgen scheint sicher wieder die Sonne. Schließlich habe ich heute einen schillernden Regenbogen gesehen, oder war es wirklich nur ein profaner Ölfleck? Bei Regen sehe ich immer so verschwommen.

2 Kommentare:

  1. Ooooh ja – reaktant isse, meine kleine, wetterfeste Radlerin ;-) und tapfer auch! Und den Regenbogen find ich wunderschööön… Bin stolz auf dich, du Kämpferin – du bist definitiv keine Miep-miep, sondern eine ganz große Trööööt!! Du schaffst das - keep on rollin` Struzzobabe ;-) KUSS

    AntwortenLöschen
  2. Da sind ja zwei reaktante Geschöpfe zusammen gekommen! Liebe Kerstin, bitte erfreu mich weiterhin mit deinen brillianten Beiträgen. Ich drück dir ganz fest die Daumen, damit du deinem Ziel schnell näher kommst. Du musst dir aber die Kraft bis zum Schluss aufbewahren, denn in Tirol ist es nicht so flach wie in Altmark sondern absolut Trööööööööööööööt!!!
    LG Bernd

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über eure Kommentare. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich, um Spam zu vermeiden, diese vor ihrer Veröffentlichung überprüfen werde. Wenn die Tagesdistanz nicht allzu lang geworden ist, sollte das im Laufe eines Tages geschehen. Vielen Dank für eure Geduld.