Sonntag, 9. Mai 2010

Im Land der turnenden Ziegenböcke

  • Tag: 8
  • Etappe: Tangermünde - Barby
  • Tagesdistanz: 105 km
  • Höhendifferenz: 31 Meter (Höhe von 29 Meter bis 61 Meter)
  • Gesamtanstieg: 145 Meter
  • Gesamtabstieg: 130 Meter
  • Kalorienverbrauch: 1393 kcal

    Niemand kann behaupten, dass ich nicht lernfähig sei. Ich lerne eben nur ein wenig langsamer als andere Menschen. So trug ich am ersten Regentag nur die Regenjacke, denn als ich mich endlich in die Hose zwängen wollte, war ich schon so nass, dass es mir sinnlos erschien. Am zweiten Regentag zog ich auch die Hose bereits brav am Morgen an. Und als ich heute wieder im strömenden Regen losradelte, stülpte ich sogar diese peinliche Mülltüte, auf der Gore draufsteht und die ein halbes Vermögen gekostet hat, über den Helm.

    Aber was soll man tun, an einem Tag, an dem sogar die Pferde ihr Regencape auspacken und die Stiere Gummistiefel tragen?






Damit mir das nicht wieder die Laune verhagelt, habe ich heute mal die rosarote Brille aufgesetzt.



So eingepackt und aufgemuntert rollte ich dann der Sonne und Magdeburg entgegen. Dazwischen holte ich mir auf einer Elbfähre noch eine unfreundliche Ansage ab. War das böse Mädchen doch schon mal vorsichtig die Rampe runtergerollt, obwohl es oben eine rote Ampel gab. Habt ihr schon mal eine Berlinerin an einer Ampel warten sehen? So etwas fange ich auf meine alten Tage gar nicht mehr an.




Mein Navi hielt ausnahmsweise eine schöne Überraschung für mich bereit, denn das Etappenziel Magdeburg war näher als gedacht. Beim Routenplanen am PC war mir offenbar ein Fehler unterlaufen. In manchen Gegenden kommen nämlich Dörfer doppelt auf der Landkarte vor. Sucht man sich dann das falsche aus, hat man einen schönen Umweg eingebaut.

Nach 66 Kilometern und acht Tagen unterwegs lief ich dann bereits am frühen Nachmittag ins Ziel der Etappe 2 der Brigitte-Radtour ein. In der Ferne konnte man schon die ersten Alpenvorläufer erahnen.



Die Einheimischen hatten festlich für mich geschmückt. Liebe Tiroler, am Besten fangt ihr schon mal das Basteln an, denn auch in Imst muss es bunter werden. ;-)



Doch irgendwie war mir alles zu laut, zu groß und zu viel. Zu viele Menschen, zu viele Autos.


Aus dem Großstadtkind ist innerhalb einer Woche eine Landpomeranze geworden. Der Regen war fort, der Himmel blau, die Wiesen voller Pusteblumen und der Elbradweg schlängelte sich sanft durch den Park.






Die Welt ist eine Kugel und ich werde sie umrunden. Und so packte ich noch 40 Kilometer dazu und machte mich auf den Weg aufs Land. Bald hatte ich wieder Idylle pur.







Unterwegs glaubte ich, jetzt bereits an Halluzinationen zu leiden, denn die Beiden hier spielten Bremer Stadtmusikanten. Was für ein Zirkus!



Generell scheinen die ostdeutschen Ziegenböcke aber ziemlich crazy zu sein: Sie suchen sich auch seltsame Freunde.





Betört vom Landleben schlug ich mein Nachtlager auf dem Kunsthof Augustusgabe auf und nächtigte neben Kaninchen, klitzekleinen Pferdchen, Lämmern und eben auch einem Kamel.







Ich denke, die haben alle furchtbar Angst vor mir, denn diese Reise macht mich zu einer Auftragsmörderin.



Gerade erst habe ich mir mal wieder ein riesengroßes Schnitzel einverleibt. Falls hier Schweine mitlesen: Es tut mir so leid, Mädels. Tagsüber grüße ich euch noch, wenn ihr meinen Weg kreuzt, und kaum geht die Sonne unter will ich euch nur noch vernaschen. Mein Körper holt sich momentan, was er braucht: Morgens sterbe ich, die niemals süß frühstückt, für Pfannkuchen mit Nutella. Abends brauche ich Fleisch.

PS: Es hätte ein so ruhiger Abend werden können, wenn der Spotpreis fürs Zimmer nicht einen Grund gehabt hätte: Da unten tobt eine rauschende Party und, als sei es ein Gruß aus Tirol, hat der DJ gerade die CD mit den Aprésski-Hits entdeckt. Es war so ein schöner Tag. Ohropax rein. Gute Nacht.

1 Kommentar:

  1. Liebe Kerstin

    und da sage einer, Deutschland wäre langweilig :) Ziegen huckepack... danke für den Lacher! I'm definitely finally hooked by now..

    Wünsch dir viel Sonne für die nächste Etappe!
    Astrid

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