•Etappe:Schliersee - Bayrischzell
•Tagesdistanz: 27,75 km
•Höhendifferenz: 67 Meter (Höhe von 752 Meter bis 819 Meter)
•Gesamtanstieg: 112 Meter
•Gesamtabstieg: 111 Meter
•Kalorienverbrauch: 230 kcal
Heute habe ich einen Rekord gebrochen. Ich war die langsamste Radlerin der Welt mit den meisten Biergartenpausen auf den wenigsten Kilometern. Gott sei Dank hatte dieser Coach heute Ruhetag. Sonst hätte er sicher die Peitsche rausgeholt beim Anblick solch geballter Faulheit.
Aber ich mache das ja nicht zum Spaß. Schließlich bin ich bald Tirolerin. Da wird es wohl Zeit, die Berliner Chicks on Speed-Mentalität zu beerdigen und sich endlich an das berühmte "Tempo" unseres lieben Nachbarlandes zu gewöhnen. Gut Ding will eben Weile haben. Nur so gelingt es der Natur, aus Pilzen große Kunst zu machen.
Mit viel gutem Willen habe ich es zwischen Schliersee und Bayrischzell auf 27,75 Kilometer gebracht und das, ohne das Sechstagerennen rund um den Dorfbrunnen zu simulieren. Diese Leistung war nur zu schaffen, in dem ich mich von Biergarten zu Biergarten gehangelt habe. Insgesamt brachte ich es auf drei solcher Stopps und einen Besuch der örtlichen Metzgerei. Wie gut, dass im letzten Biergarten die Stühle ziemlich pieksten am Po. Sonst wäre ich wohl niemals bei Fritz im Hotel Der Alpenhof angekommen.
Damit wenigstens die Nerven etwas zu tun hatten, galt es, beständig abzuwägen, wie viel Zeit noch vertrödelt werden kann, bevor das Gewitter losbricht. Denn bei schwül warmer Hitze hingen dunkle Wolken in den Bergen. Überhaupt war das Panorama doch sehr beeindruckend: Der Radweg war quasi umschlossen von entsetzlich hohen Bergen und über allem thronte der Wendelstein.
Da ich das vertraute Revier des Bodensee-Königssee-Radwegs für diesen kleinen Ausflug verlassen hatte, war mir das Höhenprofil völlig unbekannt. Ich konnte kaum glauben, dass mich nicht noch ein böser Anstieg von meinem Wiedersehen mit Martin und dem Kennenlernen mit Fritz trennte. Aber siehe da: Wo Berge sind, sind tatsächlich auch Täler und ich rollte sehr entspannt durch die Wiesen rund um die Leitzach, die beruhigend vor sich hin plätscherte.
So entspannt war ich, dass ich auf diverse doofe Ideen kam. Daher landete ich bei einem Fotoshooting für Euch dank des tickenden Selbstauslösers mitten in den Brennnesseln. Das Resultat ist die Veröffentlichung nicht wert, die Quaddeln an meinen nackten Beinen dagegen waren recht eindrucksvoll. Da legst di nieda.
Kurz vor dem großen Platzregen kam ich dann, immer noch entspannt, im Alpenhof an, um mich die nächsten Tage noch mehr zu entspannen. Danke Dir, lieber Fritz, und dem netten Team vom Alpenhof für diese großartige Zeit. Solltet Ihr auch mal Lust haben, auf Luxus, Lifestyle, Lebenslust: Fahrt nach Bayrischzell. Aber ich rate dringend, mindestens eine Alpenüberquerung mit dem Rad vorher einzuplanen, denn nicht nur das von Martin bereits angepriesene Steak tartare verleitet zu Exzessen, die mehr als meine albernen 230 an diesem Tag verbrauchten Kalorien benötigt hätten.
Kein Wunder, dass mein Hintern am nächsten Tag so schwer war, dass der Aufstieg zu diesem tierischen Hausherren beinahe gescheitert wäre.
So stürzt die Radqueen den König der Löwen wohl nicht von seinem Thron. Egal, ich muss ja sowieso weiterziehen. Noch ist Tirol nicht erreicht, aber ich zähle bereits die Stunden.
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