Montag, 17. Mai 2010

Ein kleiner Schritt für die Menschheit

•Tag: 17
•Etappe:Bamberg - Bad Windsheim
•Tagesdistanz: 97,26 km
•Höhendifferenz: 213 Meter (Höhe von 181 Meter bis 394 Meter)
•Gesamtanstieg: 676 Meter
•Gesamtabstieg: 540 Meter
•Kalorienverbrauch: 2215 kcal



That’s one small step for a man, but one giant leap for mankind. Okay, es müsste wohl eher lauten: ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein richtig großer für mich! Die heutige Etappe hatte es wirklich in sich. Und im Gegensatz zur NASA-Mondlandung aus den 60ern wird die Echtheit meiner Tagesleistung wohl keiner in Frage stellen. Männliche Zweifler, die weibliches Durchhaltevermögen in Frage stellen, muss ich ganz direkt an meinen technischen Begleiter verweisen – mein Garmin ist unbestechlich.
Schuld ist er natürlich auch. Denn geplant war eine gemütliche Fahrt entlang der Aisch. Die Zeichen standen auf Schönwetter, denn die Bauern holen das Heu ein.


Aber wer will schon Flüsse, wenn er Berge haben kann? Ein angehendes Tiroler Madl findet alle Anstiege im Schlaf. Und so verirrte ich mich heute in den Steigerwald: Der Name ist Programm. Nix für Absteiger und andere Versager.
Bayern hatte zwar den Himmel blau-weiss mit Zuckerwattewolken dekoriert, wollte in Sachen Wind aber mal Küste spielen. Selbst im Flachen, kam ich kaum vom Fleck.



Dabei hatte der Morgen so hübsch begonnen: mit Shopping in Bamberg. Unglaublich, wie viel Spaß man daran haben kann, eine Radkarte und Hirschhorntalg zu kaufen. So verschieben sich die Prioritäten. Zugegeben, später war ich noch beim Juwelier und nenne jetzt dieses entzückende Silberarmband mein Eigen.




Der Juwelier hingt übrigens an einer Mauer. Wer kann bei solchen Kindheitserinnerungen schon widerstehen?



Irgendwie muss das Gepäck ja wieder aufgefüllt werden, denn ich habe ordentlich abgespeckt. Martin hat diverse Dinge mitgenommen, die die erfahrene Radlerin nicht braucht. Mein Haarwachs benutze ich ungefährt einmal in der Woche, Parfum braucht kein Mensch, der sich lustige Pasten (siehe oben) in die Hose schmiert ;-) und der dicke Pulli war zwar wirklich sehr gemütlich, aber extrem überflüssig als Balast am Berg. Komplexer ist es mit dem Kettenschmiere-Fleckenteufel. In den ersten vier Tagen war er mein liebster Begleiter. Spätestens am Tag 5 haben sich aber meine Linsen so eingetrübt, dass ich Schmutz gar nicht mehr registriere. Also weg mit dem Zeug.


Ich nahm es als gutes Zeichen, dass die Strecke mit Alkohol beschildert war.



Leider wurde es dennoch alles andere als eine gesellige Kneipentour. Dieser Zug durch die Gemeinde(n) hat mich sportlich zum ersten Mal richtig an meine Grenzen gebracht und mich dürstete mehr nach Wasser als nach Bier.



Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch ein Berg daher. Zum ersten Mal musste ich auf diese kleinen bunten Helferchen setzen.





Was für eine Verschwendung, sich Kalorienbomben in Form ekliger Gele reinzupfeiffen. Da gäbe es doch so viel nettere Dinge. Nur passen Sahnetorten, riesige Eisbecher und Pommes wirklich schlecht in die Lenkertasche und liegen vermutlich auch ein wenig schwer im Magen. Erstaunlich aber, wie diese Mittelchen kurzfristig den Turbo zünden. Man kommt dann doch wieder ein paar Meter mit etwas mehr Schwung voran. Und zwar genau vier dieser schwarzweißen Streckenposten.


Wenn sich der Weg zieht wie Kaugummi, sind sie meine liebste Ablenkung. Ich starre dann nonstop auf den Garmin und mein Lieblingsfeld "Entfernung zum Ziel". Aus den Augenwinkeln heraus zähle ich die Pfosten. Kann man bis vier zählen, was mir meist gelingt, ist eine Kommastelle am Navi verräumt.

Unzählige Berge und eine zehn Kilometer-Umleitung später, kam der wunderbare Moment, wo das Feld endlich auf Null stand. Angekommen in Bad Windsheim. Passend zum stürmischen Tag. Brav gedehn,wobei man beim Anblick dieses hässlichen Hotelzimmers mit Plastiknasszelle schon freiwillig in die Knie geht.



Und jetzt muss ich erst einmal ein Wildschwein jagen. Hunger, Hunger, Hunger. Hoffe, die sind hier ähnlich groß wie die Katzen. Was haben die in diesem Gasthaus der Mieze denn bloß ins Bier geschüttet? Ethanol schädigt das Erbgut. Was hiermit bewiesen wäre.


PS: Eine Stunde später musste ich feststellen, dass in seltsamen bayrischen Kurstädtchen Montags Ruhetag ist. Noch nicht mal der einzige Pizzabringdienst des Ortes wollte mich retten. Man muss nur schnell genug einschlafen, dann vergisst man den knurrenden Magen.

2 Kommentare:

  1. Oh Gott, ohne Essen ins Bett?! Du hast mein vollstes Mitgefühl! Und an dem Kaugummiautomaten bzw. Juwelier wäre ich auch nicht vorbeigegangen *g*

    Ansonsten wundere ich mich, wie schnell das auf einmal geht, du bist doch gerade erst losgefahren?! So kommt es mir zumindest vor ;-)

    Alles Gute weiterhin,
    Petra

    AntwortenLöschen
  2. Geliebte Struzzoradlerin, ich denke mir, du hast schon bemerkt, dass Google dich werbewirksam upgegradet hat – dein verbales Strampeln ist nun gut für 16-kg-pro-Monat-abnehmen und Aktiv-Ferien-im-Zillertal ;-) Der örtliche Tourismusverein und die Tirol Werbung lassen danken! Und - apropos Hunger - mein lieber Freund Fritz lässt mitteilen, dass er schon befürchtet – bei deinem Tempo – nicht rechtzeitig wieder in seinem Gourmettempel in Bayrischzell zu sein… Wenn du also das von mir (und ihm) so geliebte Steak tartare mit Wachteleiern mmmmmmmh! vom Chef persönlich am Tisch angerichtet bekommen möchtest, solltest du noch ein zwei Extrarunden um den Masserberg drehen… na, und die Salzburger Nockerln für Zwei sind diesmal auch locker drin – bei deinen 16 kg Fettverlust per mese ;-) Ich freu mich auf dich!! KUSS

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über eure Kommentare. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich, um Spam zu vermeiden, diese vor ihrer Veröffentlichung überprüfen werde. Wenn die Tagesdistanz nicht allzu lang geworden ist, sollte das im Laufe eines Tages geschehen. Vielen Dank für eure Geduld.