Sonntag, 16. Mai 2010

Achtung, Umleitung: Nach Tirol bitte immer geradeaus

•Tag: 16
•Etappe: Masserberg - Bamberg
•Tagesdistanz: 104,25 km
•Höhendifferenz: 592 Meter (Höhe von 228 Meter bis 821 Meter)
•Gesamtanstieg: 531 Meter
•Gesamtabstieg: 1066 Meter
•Kalorienverbrauch: 2425 kcal

Dass Männer einem auch immer alles nachmachen müssen: Kaum bin ich wieder fit, legt sich Martin flach. Lag es an der für einen Tiroler ungewohnten Höhenluft in den Thüringer Wäldern? ;-) Oder wollte er nur dem Trend folgen, den ich und mein Leser Albert letzte Woche erfunden hatten: Sterben in Hotels? Wir werden es wohl nie erfahren. Trotzdem: Ich habe wieder saubere Wäsche, viel Liebe und Beistand getankt, geschlafen, meine müden Knochen in die Hände einer Masserberger Masseuse gegeben und diverse Vitamine, Eiweiße und ähnlich schnöde Dinge wieder aufgefüllt. Der Zustand meiner Fingernägel und die Art und Weise wie ich meine Haare hübsch auf dem Kopfkissen dekoriere, lassen nämlich leider vermuten, dass mich diese Tour nicht nur Nerven, sondern auch viele Nährstoffe kostet.


Natürlich war der Abschiedsschmerz heute morgen groß,auch wenn ich auf dem Rad schon wieder ein bisschen lachen konnte.



Wir beide wissen jeden Tag noch mehr, dass wir ganz schnell beieinander sein wollen. Und so hat es wohl auch daran gelegen, dass mir der Gedanke, nun einen großen Umweg Richtung Hessen einzulegen, so gar nicht gefallen hat. Also habe ich es getan: Ich habe der Brigitte-Tour den Rücken gekehrt und meine Streckenplanung auf den Kopf gestellt. Vom Rennsteig Richtung Bayern, irgendwie durchschlagen bis zum Maintal-Radweg, ein Stück an der Aisch entlang und dann immer schön geradeaus die Romantische Straße hinab bis ins Allgäu. Das ist der Plan.


Heute morgen war ich dann aber doch noch ein wenig verwirrt. So bin ich zum Aufwärmen mal ein Stück den Rennsteig hinab gerollt, um unten angekommen festzustellen, dass ich Masserberg in die andere Richtung hätte verlassen müssen. Kommando zurück. So kann man sich auch warm machen.

Ganz glücklich war ich nicht mit dem, was mich heute erwarten würde. Jenseits aller Radwege und ohne vernünftige Karte musste ich mich querfeldein schlagen. Mich gruselte bei dem Gedanken, mich meinem Navi so auszuliefern. Und so irrte ich auch zunächst durch die dunklen Wälder, hatte eine steile Abfahrt auf Schotter zu bewältigen, bis ich Eisfeld erreichte, das einen besonderen Charme verströmte.





Ich passierte die Landesgrenze zu Bayern und hatte ab da einen wirklich guten Ritt. Die Strecke war längst nicht so beschissen, wie man bei diesem Anblick vermuten könnte.





Perfekt ausgeschilderte Radwege. Wenig Verkehr. Fester Untergrund und dazu sogar noch einen Hauch von Sonne. So genoss ich das Rollen durch die hügelige grüne Idylle.






Zwischen mich und den Main hatte der liebe Gott dann doch noch ein paar Berge eingebaut, so dass ich mal wieder von einem Motor träumte.




Ein bisschen Tiroler Speck ist aber auch ein guter Sprit, so dass ich bald den Fluss erreichte.





Kleine Seen neben dem Main erinnerten mich an meine Sommer in Würzburg. Ich war in Gedanken viel bei meinen Freunden dort. Schade, dass diese Stadt, in der ich drei Jahre lebte, nicht an der Strecke liegt, denn allzu gern hätte ich in MEINER "Pension Hümmer" gerastet, bei lieben Freunden des selben Namens dort.



Auf jeden Fall genoss ich meinen Trip durch Bayern. An jeder Ecke ein Heiliger, der sicher jeden erdolchen würde, der mich wieder in Weizenfelder schickt oder Brücken sperrt, die ich unbedingt passieren muss. Ich fühlte mich sehr beschützt.





Günni allerdings ist alles andere als ein Heiliger und bedauert den Abschied aus den neuen Bundesländern sehr. Die Bettwäsche dort bot nämlich grundsätzlich die perfekte Tarnung für schweinische Übeltaten, die ich auf Grund mangelnden Sportgeists meines blinden Passagiers und faulen Gepäcktaschenhockers überhaupt nicht lustig finde.




PS: Kaum sind wir in Masserberg, wird der Ort schon berühmt. Hier der TV-Tipp für Mittwoch.

3 Kommentare:

  1. Halbhöhenlagebewohnerin18. Mai 2010 um 08:20

    Hallo Kerstin,

    freut mich sehr, dass ich deinen wunderbaren Block wieder lesen kann, denn wir waren ein paar Tage an die Nordsee verreist.
    Ich befürchte allerdings nun, nach deiner sehr verständlichen Umentscheidung, dass du nicht im Länd'le vorbeikommst. Schade! Ich hätte gern den Streckenposten gemacht!

    Weiterhin eine gute Fahrt und nun auch schnelles räumliches ankommen! Du liest dich so gut!

    Moni

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  2. Hallo Kerstin,
    nachdem Du die bayerische Landesgrenze überquert hast, will auch ich viele Grüße schicken. Ich wünsche Dir ein wenig Sonnenschein auf den hoffentlich guten Radwegen!
    Liebe Grüße aus Regensburg,
    Yvonne

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  3. Hallo Kerstin,

    das ist wirklich schade, dass deine Strecke nicht an Würzburg vorbeigeführt hat :-(
    Die Pension hier hätte sicher ein Plätzchen für dich gehabt!! - Sei gewiss, wir denken an dich (spätestens jeden Abend, da bin ich immer ganz gespannt, was heute wieder passiert ist...).

    Noch weiterhin frohes Radeln und hoffentlich bald einmal etwas wärmeres Wetter!

    Alles Liebe, Nils

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Ich freue mich über eure Kommentare. Bitte habt Verständnis dafür, dass ich, um Spam zu vermeiden, diese vor ihrer Veröffentlichung überprüfen werde. Wenn die Tagesdistanz nicht allzu lang geworden ist, sollte das im Laufe eines Tages geschehen. Vielen Dank für eure Geduld.