- Tag: 0
- Tageskilometer: 0
- Kalorienverbrauch: eher mässig ;-)
Wer mich kennt, weiß, dass ich keine halben Sachen mache. Wenn es schon eine "Tour de Tirol" sein soll, dann muss sie auch ganz oben im Norden an der dänischen Grenze starten. Ganz simpel in Berlin aufs Rad steigen und Richtung Süden radeln - das kommt für kleine Perfektionisten leider nicht in Frage. Daher hat der liebe Gott vor den Fahradspaß also das Bahnfahren gesetzt: ein Prolog und laut der Vermutung meines Bruders vermutlich "eine der härtesten Etappen." Wir alle wissen, dass die Bahn großes Potential hat, einem den Spaß am Reisen zu verderben. Und wenn man dann noch ein schwer beladenes Rad dabei hat, ist das kein sonderlich großes Vergnügen.
Aber: Es gibt immer wieder Wunder. Ein reizender Zugbegleiter ebnete mir den Weg, trug brav meine 18 Kilo Gepäck in den Wagon, so dass ich mich ganz auf das mathematisch-technische Problem konzentrieren konnte, wie ein Rad durchs Nadelöhr IC-Tür passt. Danke, mein Herr, wenn die Bahn pleite machen sollte, können Sie problemlos als Stewardess bei der Lufthansa anfangen.
Apropos Hilfsbereitschaft: Kerstin hat jetzt Ulf. Er wird meinen Blog von seiner Homebase technisch begleiten und mir helfen, wenn ich mal wieder nicht verstehe, wo jetzt die ganzen hübschen Tracks von meinem Garmin hin verschwunden sind. Denn ihr sollt ja jeden Tag sehen können, in welchen Wäldern und auf welchen Landstraßen ich mich rumgetrieben habe. Eine solche Unterstützung ist sehr beruhigend und echter Luxus: Danke, Ulf. Ich bin sehr froh, dich an meiner Seite zu wissen.
Ich habe das untrügliche Gefühl, dass ich auf dieser Reise noch auf viele helfende Hände treffen werde. Auch eine Lernaufgabe für mich, denn ich bin nicht gerade die Größte darin, Unterstützung anzunehmen. Aber wer allein unterwegs ist, sollte offen sein für Begegnungen.
Aber: Ganz allein bin ich nicht. Ihr seid alle mit dabei. Vielen Dank für die vielen Mails und SMS, die ich von euch momentan bekomme. Ich freue mich sehr über eure Reaktionen. Ich werde versuchen, allen zu antworten, aber bitte habt Geduld mit mir. Ab und an muss ich auch mal radeln. Nutzt auch gern die Kommentarfunktion hier. Das ist für mich schneller zu bearbeiten und so haben auch alle etwas davon.
Noch einer ist übrigens an meiner Seite: Günni. Ja, ich bin schon ein großes Mädchen und ja, er wiegt 400 Gramm. Aber gestern wurde mir dann doch klar, dass ich ein Stückchen Heimat in der Tasche brauche.
So. Nun bin ich also in Flensburg. Willkommen in der nördlichsten Stadt Deutschlands. Endlich sehe ich wieder das Meer. Ich spüre den Wind und rieche das Wasser.
Flensburg hat schöne alte Speicher.
Und entzückende Innenhöfe.
Hier ist der Beweis, dass es sich wirklich um Südskandinavien handelt. Die sprechen sogar Dänisch hier.
Tilbud. Sonderangebot. Zusammen mit Udsalg, dem Ausverkauf, Kindheitserinnerung pur. Das stand in jedem Schaufenster, wenn wir früher unsere Sommerferien in Dänemark verbracht haben. Warum eigentlich? Dänemark ist ja nicht wirklich ein Schnäppchenmarkt.
Aber bei allem Hang zu Nordisch by Nature: Die Flensburger sind tirolophil. Oder warum liegen solche Fanartikel in den örtlichen Regionalzügen rum?
Vom Apresski träumen sie offenbar auch. Tirol ist eben überall. Es könnte aber auch nur an meinem rosaroten Blick liegen.
Und es gab noch eine Hommage an die guten alten Zeiten: dänischen Joghurt. Mhmmm, so lecker. Den haben wir immer am Strand gegessen und meine Mutter hat den Rest jedes Mal sorgfältig aus der Tüte geleckt. Das hätte sie zu Hause nie getan. Freiheit irgendwie.
Morgen startet meine große Freiheit. Morgen geht es endlich los. Die Spannung steigt.